13
2
2
16°C

Der „Fleiß-Pegel“ des Jahres für Augsburg: 3 Millionen Überstunden – 1,9 Millionen an den Chef verschenkt

Der „Fleiß-Pegel“ des Jahres für Augsburg: 3 Millionen Überstunden – 1,9 Millionen an den Chef verschenkt
Es ist der „Fleiß-Pegel“ von Augsburg: Rund 3,03 Millionen Überstunden haben die Menschen im vergangenen Jahr am Arbeitsplatz zusätzlich geleistet. Davon 1,92 Millionen Arbeitsstunden zum Nulltarif – ohne Bezahlung. Das geht aus dem „Überstunden-Monitor“ vom Pestel-Institut hervor. Die Wissenschaftler haben dabei die „Plus-Stunden im Job“ im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten untersucht. Ein pikantes Ergebnis: „Alle Beschäftigten zusammengenommen haben den Unternehmen in Augsburg durch unbezahlte Mehrarbeit rund 27,71 Millionen Euro quasi geschenkt.

„Allein in Hotels, Restaurants und Gaststätten leisteten die Beschäftigten im vergangenen Jahr in Augsburg rund 56.000 Überstunden. 23.000 davon ohne Bezahlung – quasi für umsonst“, so das Pestel-Institut. Die Wissenschaftler haben bei ihrer Untersuchung aktuelle Mikrozensusdaten ausgewertet. Basis der Überstunden-Berechnung ist die Übertragung von Branchen-Durchschnittswerten auf die Beschäftigungsstruktur von Augsburg.

Mit Blick auf die Überstunden warnt die NGG Schwaben: Hotellerie und Gastronomie könnten nicht dauerhaft auf die „Goodwill-Überstunden“ ihrer Beschäftigten bauen. „Es wird höchste Zeit, das Fachkräfte-Loch zu stopfen, das die Corona-Pandemie noch vergrößert hat. Das klappt allerdings nur, wenn Hotels und Restaurants bereit sind, attraktive Löhne zu bezahlen. Perspektivisch muss der Gastro-Startlohn für eine Köchin oder einen Restaurantfachmann nach der Ausbildung bei 3.000 Euro pro Monat für einen Vollzeitjob liegen“, so Laura Schimmel. Dieses „Lohn-Ziel“ müsse die Gastro-Branche Schritt für Schritt erreichen. Nur dann werde es gelingen, junge Menschen für eine Ausbildung im Hotel oder Restaurant zu gewinnen.

Das Gastgewerbe erlebe gerade einen regelrechten „Fachkräfte-Schwund und Mini-Job-Schub“. Ob in der Küche, im Service, an der Hotelrezeption oder an der Bar: „Die Branche versucht, fehlende Fachkräfte immer häufiger durch angelernte Beschäftigte zu ersetzen“, berichtet die Geschäftsführerin der NGG Schwaben. Mittlerweile seien 49 Prozent der Gastro-Beschäftigten in Augsburg Mini-Jobber.

Der Fachkräfte-Mangel und eine faire Bezahlung in der Gastronomie, im Lebensmittelhandwerk und in der Ernährungsindustrie werden auch ein Schwerpunktthema auf dem Gewerkschaftstag der NGG Mitte November in Bremen sein, zu dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet wird.